Liebes Publikum,


unser Festival ECLAT HYBRID 2022 erreichen Sie hier

https://www.eclat.org/

 

Über die aktuelle Website portal.eclat.org erreichen Sie die Ereignisse, die wir 2021 für Sie ins Portal gestellt haben.

Wir freuen uns auf Sie bei ECLAT HYBRID!

 

https://www.eclat.org/

 

Ihr Festivalteam

Yaugen Shcharbach

12 Apostles

DEUTSCH

Die Geschichte von Belarus ist voller tragischer Ereignisse – Kriege zwischen Nachbarländern, Aufteilungen der Gebiete, der Wandel historischer Sichtweisen. Genauso ist auch die Geschichte der belarusischen Kunstkultur reich an Zeugnissen und Erzählungen von verlorenen Reliquien und Artefakten.

 

Eine dieser Erzählungen handelt von den 12 Aposteln der Radziwill-Dynastie. 12 lebensgroße Statuen der Apostel des Neuen Testaments sind aus Gold angefertigt (beziehungsweise mit Gold überzogen) und mit Edelsteinen geschmückt worden. Während dem Zerfall der Polnisch-Litauischen Union sind die Statuen verschwunden und sollen heute laut einer Legende irgendwo im Schlosspark Njaswisch (Niasviž) vergraben sein.

 

Zu Schulzeiten wohnte ich in Njaswisch und habe oft von den vergrabenen Aposteln gehört. Noch öfter bekam man zu hören wie schön es doch wäre sie zu finden. Das war ausschlaggebend für mich, mich mit Werten auseinanderzusetzen – ideeller, historischer und kultureller Natur.

 

Die belarusische Kultur ist eine Mischung aus christlichem und heidnischem Erbe. Christliche und heidnische Symbole sind darin auf eine organische Art und Weise verflochten. Ich stelle die Apostel, ihr Leben und ihren Tod, mithilfe der visuellen Sprache unserer Kultur dar und umgekehrt stelle ich unsere Kultur mithilfe der Apostel dar.

 

Alltägliche und religiöse Artefakte, die in Museen und verlassenen Dörfern zu finden sind, sind für mich der Schlüssel zum Verständnis der modernen Kultur von Belarus und deren Rolle im Kontext der europäischen und der Weltkultur.

Nicht weniger wertvoll sind für mich aber die menschlichen Taten, die Gabe, die Schönheit des uns umgebenden Lebens zu sehen, Wertvolles direkt vor seinen Augen zu finden. Ich bin der Meinung, dass jeder von uns imstande ist, neue Schätze zu schaffen.

 

Unsere wichtigsten Werte sind neben der Kultur, den erhalten gebliebenen Artefakten und den Kenntnissen, aktive und gebildete Menschen, die in der Lage sind, zu sehen und zu handeln. Wir sind die Herren unserer Kultur.

Daher tritt der Betrachter in eine Wechselwirkung mit dem Projekt auf visueller und räumlicher Ebene. Das Selfie wird zum Bestandteil des Projekts, indem es auf den persönlichen Wert des Schauenden und dessen Verbundenheit mit dem Inhalt des Projekts aufmerksam macht.

 

1

Die Figuren der Apostel erinnern mich daran, dass jeder in das Kulturnetz verwoben ist, auch wenn es nicht offensichtlich ist. Individuen weben ihren Teil der Kultur und beeinflussen die Gesellschaft.

Der Rhombus ist eines der häufigsten Elemente der belarusischen Ornamentik (bedeutet Sonne), die Basis der Strohspinnen (ein traditionelles Amulett), sowie “das Herz” der hölzernen Giebel der Häuser in Polesien.

 

2

Das Karomuster ist sehr verbreitet in der belarussischen Weberei: Ob gleichförmig, in unterschiedlichen Größen, oder sogar in Form eines Damesteins. Als Kind habe ich oft phantasiert, wenn ich mir die Muster der Bettdecken im Haus meiner Großmutter ansah. Für mich ist das Muster ein Weg, eine Lebensweise. Ich stelle mir die Kreuzung der Streifen als eine Straßenkreuzung vor, und die Trennlinien in ihrer Überquerung – als ein Kruzifix darauf.

 

3

Das Werk stellt die eigentlichen 12 Apostel dar. Einige von ihnen erkennen wir an mit ihrem Tod verbundenen Gegenständen. Nachdem sie Jesus begegnet waren, wurden sie wiedergeboren und glichen sich anfangs, aber sie gingen unterschiedliche Wege, wenngleich das Ziel identisch war.

 

4

In jedem belarusischen Dorf steht ein Kreuz, ob katholisch oder orthodox, manchmal auch beide nebeneinander. Es ist nicht nur ein Attribut des Glaubens, sondern auch ein symbolischer Anfang oder ein Ende des Wegs (das Kreuz steht am Eingang des Dorfes).

Für mich ist das Kreuz auch eine Erinnerung daran, dass jeder von uns ein Fragment des großen Ganzen ist: Wir sind mit anderen Teilen verbunden, aber gleichzeitig gehen wir unseren eigenen Weg, wir tragen unser eigenes Kreuz.

 

5

Der achtzackige Stern ist das bekannteste Element des Volksornaments. Es wird immer noch verwendet, um die belarusische Herkunft der Ware zu betonen. Das Kruzifix ist das Hauptwerk der Serie. Es verbindet das volkstümliche (heidnische) Symbol und die Figur des Apostels. Der Apostel, gekreuzigt auf dem Nationalstern, ist eine Metapher des Leidens und der Wiedergeburt der Nation. Unsere Kultur ist unser Schatz, und gleichzeitig unsere größte Bürde.

Wir kämpfen für unsere Kultur und wir werden dafür und darauf gekreuzigt.

 

Weitere Informationen finden sie hier:

http://12apostle.eng.tilda.ws/eng

 

Kuratorin des Projekts: Katsiaryna Savitskaya

 

 

ENGLISH

 

There are many tragic pages in the history of Belarus: wars among neighbors, division of territory, substitution of historical references. Likewise, the history of Belarusian artistic culture is full of testimonies and stories about lost relics and artifacts.

 

One of such stories is about the 12 apostles of the Radziwill family – 12 statues of the New Testament apostles in the size of human height that were made or covered with gold and decorated with precious stones. During the divisions of the Commonwealth, the statues disappeared. There is a legend that they are still hidden under the ground somewhere in the Nyasvizh (Niasviž) park.

 

During my school years I lived in Nyasvizh and often heard about the hidden apostles, and even more often about how great it would be to find them. This led me to think about values – nominal, historical, cultural.

Belarusian culture is a fusion of Christian and pagan heritage, organically intertwining symbols from both. I portray the apostles themselves, their life and death, with the help of the visual language of our culture, and vice versa, I portray our culture with the help of the Christian apostles.

 

Home and religious artifacts in museums and in abandoned villages give me the key to understanding the modern culture of Belarus, its place in the context of European and world cultures.

 

But no less valuable for me are human actions, the ability to see the beauty of life around us, to find gems right in front of my eyes. I believe that each of us can create new treasures.

 

Our main value – along with culture, preserved artifacts and knowledge – are active and educated people who are able to see and act. We are the masters of our culture.

 

Therefore, the viewer finds himself in the space of the project and can influence it. Selfies become part of the project, indicating the personal value of the observer and her relationship to the content of the project.

 

1

The figures of the apostles remind me that everyone is woven into the web of culture, even if they are not aware of it. Individuals weave their part of the culture and influence society. The rhombus is one of the most common elements of Belarusian ornamentation (it represents sun), the basis of straw “spiders” (traditional ornaments, amulets), as well as the “heart” of wooden gables of houses in Polesye.

 

2

In Belarusian weaving, the checkered motif is very common: a uniform check, a different-sized check, or even a checker. As a child, I often fantasized looking at the bedspread patterns in my grandmother’s house. For me, this pattern is a road, a way of life. I imagine the intersection of the stripes as a crossing of roads, and the pattern that emerges in the intersection as a crucifix at a crossroads.

 

3

The work depicts the 12 apostles themselves. Some of them can be recognized by the objects associated with their decease. After meeting Jesus, they were reborn and resembled each other in the beginning, but their ways differed from each other, even though they aimed the same destination.

 

4

In every Belarusian village there is a cross: either a Catholic or an Orthodox one, sometimes both side by side. It is not only an attribute of faith, but also a symbolic beginning or end of the way (the cross is set at the entrance to the village).

For me, the cross is also a reminder that each of us is a fragment of a large blanket: we are connected to other parts, but at the same time we choose our own way, we have our own cross to bear.

 

5

The eight-pointed star is the most recognizable element of the folk ornament. It is still used to emphasize the Belarusian origin of the goods. Crucifixion is the main work of the series. It connects the folk (pagan) symbol and the figure of the apostle. The apostle, crucified on the national star, is a metaphor for the suffering and rebirth of the nation. Our culture is our treasure, but it is also our burden. We fight for our culture and we are crucified for it and on it.

 

Further information you can find here:

http://12apostle.eng.tilda.ws/eng

 

Сurator of the project: Katsiaryna Savitskaya

 

Biography

Yaugen Shcharbach

Deutsch

Ich wurde vor 30 Jahren in Njaswisch  geboren. Njaswisch ist klein (15 tausend Einwohner), jedoch ist es die schönste Stadt in Belarus. Dort sind der riesige Palast und der Park der Familie Radziwiłł erhalten geblieben, der zu Sowjetzeiten ein KGB-Sanatorium war.

Die Kunst als Fähigkeit die Welt zu sehen lernte ich dank meiner Urgroßmutter, mit der ich in meiner frühen Kindheit auf einem Bauernhof lebte. Meine Urgroßmutter lebte während der russischen, polnischen, deutschen und sowjetischen Besatzung. Sie erzählte mir ausführlich von ihrem Leben im unabhängigen Belarus. Sie erzählte viel über gute und schlechte Volksrituale, die sie erlebt hatte. Dies wurde zu meiner Hauptschule des Lebens.

Ich bin ein ausgebildeter Architekt, interessiere mich aber schon seit meiner Kindheit für die bildende Kunst. Architektur gibt mir einen Bezugspunkt, Kreativität gibt mir die Freiheit die Welt auf den Kopf zu stellen.

Das Leben fließt im Dreieck Brest-Minsk- Njaswisch (meine Lieblingsstädte).

Ich habe Architektur studiert und meine Masterarbeit an der Hochschule für Bauwesen in Brest verteidigt. Außerdem habe ich Stadtplanung und Urbanismus an der Nationalen Technischen Universität in Minsk studiert. Ich entwerfe Immobilien, nehme an Architekturwettbewerben teil und gewinne sie.

Im Jahr 2007 lernte ich eine Gruppe junger Künstler der informellen Organisation “Neon Head” kennen, die mich nicht als Zuschauer, sondern als Autor zu den Ausstellungen brachte. Seitdem nahm ich an Dutzenden Gruppenausstellungen in verschiedenen Städten von Belarus und zwei Einzelausstellungen teil…

Im Jahr 2016 habe ich ein soziales Kunstprojekt “Cosy Drawing” gestartet – eine Möglichkeit für einen kreativen Zeitvertreib für Bürger von Brest. Drei Jahre lang fanden in seinem Rahmen mehr als 70 Veranstaltungen statt.

Die neue Freude ist der Sieg im unabhängigen nationalen Ausstellungswettbewerb “Herbstsalon 2020”.

 

Englisch

I was born in Nyasvizh 30 years ago. Nyasvizh is small (15 thousand), but the most beautiful town in Belarus. It has preserved a huge palace and park of the Radziwiłł family, which in Soviet times was a KGB sanatorium.

I learned art as an ability to see the world thanks to my great-grandmother, living with her on a farm in early childhood. My great-grandmother lived under Russian, Polish, German and Soviet occupations. She told me in detail about her life in the independent Belarus, sitting on the stove. She told me a lot about the folk rituals, good and bad, which she had to face. This became my main school of life.

I am trained as an architect, though I have been interested in fine arts since I was a child. Architecture gives me a point of reference; creativity gives me the freedom to turn the world upside down.

Life flows in the Brest-Minsk-Nyasvizh triangle (my favourite cities).

I studied architecture and defended my master’s thesis at the Brest University of Construction. I also studied urban planning and urbanism at the National Technical University in Minsk. I design real objects, participate and win architectural design contests.

In 2007, my acquaintance with a group of young artists from the informal association “Neon Head” led me to exhibitions, not as a spectator, but as an author. Since then, dozens of group exhibitions in different cities of Belarus, two solo exhibitions…

In 2016 I made a social art project “Cozy Drawing” – an opportunity for creative pastime for citizens of Brest. In 3 years, more than 70 events took place within its framework.

One of the recent joys that is nice to share – winning the independent National Exhibition-Contest “Autumn Salon 2020”.

QUO VADIS

Deutsch

Der letzte Block der Ausstellung erzählt die 30-jährige Geschichte des unabhängigen Belarus. Die Fotografen Siarhei und Dmitri Brushko, Vater und Sohn, wurden jeder zu seiner Zeit Zeugen entscheidender Momente der belarusischen Geschichte – des Zusammenbruchs der UdSSR im Jahr 1991 und des Erwachens der Zivilgesellschaft im Jahr 2020.

Die Standhaftigkeit und die Bedeutung jedes noch so kleinen Schrittes wird in den abstrakten Arbeiten des Fotografen und Künstlers Valery Viadrenka neu überdacht. Seine unerwarteten, kontrastreichen Kompositionen drücken die Unausweichlichkeit der Wende aus.

“Magutny Bozha”, gesungen von Naka und Yulia Ruditskaya, ist ein Lied, das zu einer Hymne der Hoffnung und der Gebete für Belarus geworden ist.

Nun, an das Ende gelangt, stehen wir also vor der schwierigen Frage: “Was erwartet uns danach?”

English

The last block of the exhibition tells the 30-year history of independent Belarus. Photographers Siarhei and Dmitri Brushko, father and son, each in their own time witnessed decisive moments in Belarusian history – the collapse of the USSR in 1991 and the awakening of the civil society in 2020.

The steadfastness and significance of each step, no matter how small, is reconsidered in the abstract works of photographer and artist Valery Viadrenka. His unexpected, contrasting compositions express the inevitability of change.

“Magutny Bozha”, performed by Naka and Yulia Ruditskaya, is a song that has become an anthem of hope and prayers for Belarus.

So now, having reached the end, we are faced with the difficult question: “What awaits us afterwards?”

ANTIUTOPIE & WIDERSTAND

Deutsch

Kunst als politisches Werkzeug hilft, die Kluft zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu markieren. Alle zeitgenössischen Künstler, welche wir in diesem Block präsentieren, versuchen auf einer eigenen Art und Weise den entstandenen Bruch zu verarbeiten. Die Performance “Erbe” ist eine Geschichtensammlung diverser verbannter sowjetischer Künstler, deren unschätzbares Erbe in das unabhängige Belarus zurückgekehrt ist, und diesmal vom neuen Regime hinter die autoritären Gitter gebracht wurde. Der Kampf um die verfassungsmäßigen Rechte wird in dem Dokumentarfilm “Route Rebuild” von Maksim Shved fortgesetzt. Die Protagonisten des Films, die Taxifahrer, schaffen es am Vorabend der Wahlen im Gespräch mit den Fahrgästen, die Anzeichen der kommenden Wende zu erkennen, auch wenn diese noch sehr naiv und teilweise unbewusst angedeutet wird.

 

Hanna Murajdas digitale Verlosung “Geboren in Belarus” konfrontiert den Betrachter mit der vielschichtigen belarusischen Realität. Die Grafik von Raman Kaminski ist ein Tagebuch voller Skizzen, in welchen die Banalität des belarusischen Bösen zum Alltag geworden ist. Das visuelle und emotionale Erleben der Ereignisse von 2020 wird in der Sandanimation von Alexandra Konofalskaya und in dem Mediaprojekt “Animatoren für Belarus” ausgedrückt.

English

Art as a political tool helps to mark the gap between the past and the future. Having captured the shifts taking place in contemporary Belarusian society, each of the artists in this block conceptualises it in his or her own way. The performance “Heritage” is a compilation of stories of artists who were exiled by the Soviet authorities, and whose priceless heritage has returned to independent Belarus, and who have been put behind the bars of the new authoritarian regime again. The theme of struggle for constitutional rights is continued in the documentary film “Route Rebuild” by Maksim Shved. The protagonists of the film, taxi drivers, while talking to passengers, manage to capture the unconscious of people on the eve of elections, naive in its own way, but with a clear feeling of anticipating the split of reality.

 

Hanna Murajda’s interactive lottery “You were born in Belarus” confronts the viewer with the multifaceted Belarusian reality and questions the search for one’s identity. Raman Kaminski’s graphics are a diary of sketches, where the banality of the Belarusian evil has become an everyday occurrence. The visual and emotional experience of the 2020 events is expressed in the sand animation by Alexandra Konofalskaya and in the media project “Animators for Belarus”.

ABSURD

Deutsch

Die belarusische Gesellschaft durchläuft eine entscheidende Phase ihrer Formation. Doch wie soll man eine Zivilgesellschaft aufbauen, wenn die gesetzlichen und öffentlichen Instrumente nicht funktionieren? Die Kunst wird zum Weg der Konfrontation und setzt Akzente auf die Problempunkte und sucht dabei die Antworten auf die schwierigen Fragen der Gegenwart. Zwei Multimediaprojekte “Am Rande” und “Keine Worte” von Siarhei Hudzilin beleuchten das Leben des einfachen Menschen, seine Identität und die Suche nach sich selbst. Durch Betrachtung des Alltags wird das belarusische Dasein in seiner Unterwerfung unter die Zensur und die Gesetze zerlegt. Die Monotonie der mehrstöckigen Wohnblöcke in Vlad Shevelevs Fotoserie “Du bist besonders” lädt uns ein, in das Reich der unterschiedlichsten Muster einzutauchen. Die gleichförmigen Fenster füllen den ganzen Raum aus und rauben den Bewohnern jegliche Chance dem Systemelend zu entkommen.

English

Going through a crucial formative period, Belarusian society is being transformed. However, how to build a civil society when legal and social instruments do not work. Art becomes a way to confront and actualise problematic issues, answering the difficult questions it faces. The two multimedia projects “Along the Edge” and “No Words” by Siarhei Hudzilin look at the life of an ordinary man, his identity and search for himself from different angles. Everyday life becomes an important element for understanding what is going on, where there is no freedom of speech and everything is subject to the law from above. The monotonous repetitiveness of Vlad Shevelev’s photo series “You Are Special” immerses us into a sense of system, giving us a clear pattern of behaviour. The squares of windows completely fill the space, suppressing any attempt to escape from the net of the system.

 

 

UTOPIE

Deutsch

Die staatliche Propaganda in Belarus folgt der Ideologie der UdSSR und erzwingt neue Symbole, welche die Gesellschaft zunehmend von der traditionellen Kultur und Identität entfremden. Es bleibt kein Platz für Rede- und Handlungsfreiheit, alles unterliegt einem strengen Kontroll- und Unterdrückungssystem. Der Erntedankfest, einer der wichtigsten Feiertage, blüht buchstäblich in den Gemälden von Janna Kapustnikava auf. Visuell bilden sie eine andere, von der Ideologie verschonte Realität.

In seinem Projekt “Neues Olympia” untersucht Siarhei Hudzilin das Phänomen der Massensportveranstaltungen als wichtiges Element der staatlichen Propaganda. Das Projekt “Orthodoxe Wahlen” zeigt Wahlen als ein Element der politischen Religion, die nichts mit der Demokratie zu tun hat, sondern mit absolutem Glauben.

English

Repeating the experience of the USSR, the state propaganda of modern Belarus imposes new symbols, distancing the nation more and more from its traditional culture and identity. There is no place for freedom of speech and action, everything is subject to a strict system of control and suppression. One of the most important national holidays, Dazhynki, literally blossoms in the paintings of Janna Kapustnikava. Visually rendered as traditional carpets, the paintings represent a different reality hidden from the ideology.  Siarhei Hudzilin’s project “New Olympia” explores the phenomenon of mass sports events as an important element of state propaganda. The “Orthodox Elections” project shows elections as an element of a political religion that has nothing to do with democracy, just faith.

URBILD

Deutsch

Das kulturelle Urbild hat einen enormen Einfluss auf die Selbstbestimmung einer Nation. Die traditionellen Symbole und die rote, archetypische Farbe der belarusischen Kultur, werden zum Bindeglied zwischen den Generationen. Die Künstlerin Cemra reflektiert in ihrem Projekt “Spadchina” (“Erbe”) über den Stellenwert des kulturellen Erbes in der heutigen Belarus und über den Einfluss der alltäglichen Entscheidungen auf ihr kulturelles Umfeld.

 

Das Thema der archaischen Symbole und des Urbildes der belarusischen traditionellen Kultur setzt sich in der Arbeit von Yaugen Shcharbach “12 Apostel” fort.

 

Durch den Dokumentarfilm “Die Lieder des alten Europas” von Volya Dzemka bekommen wir einen besonderen, intimen Einblick in die Welt der Volkslieder, welche mit den Dörfern und ihren Bewohnern dahinschwindet.

English

A nation’s self-determination is impossible without reference to its cultural origins. Traditional symbols and the colour red, one of the archetypal colours of Belarusian culture, become a link and restore the lost memory between generations. The artist Cemra in her project “Spadchina” (“Heritage”) reflects on the place of cultural heritage in contemporary Belarus and how our everyday choices can influence the cultural environment.

 

The theme of archaic symbols and the origins of Belarusian traditional culture continues in the work “12 Apostles” by Yaugen Shcharbach.

 

Through the documentary film “The Songs of Old Europe” by Volya Dzemka we get a special, intimate insight into the world of folk songs, which is fading away with the villages and their inhabitants.