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unser Festival ECLAT HYBRID 2022 erreichen Sie hier

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Über die aktuelle Website portal.eclat.org erreichen Sie die Ereignisse, die wir 2021 für Sie ins Portal gestellt haben.

Wir freuen uns auf Sie bei ECLAT HYBRID!

 

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Ihr Festivalteam

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Janna Kapustnikava

ANOTHER DAZHYNKI

Deutsch

Unabhängig von den Ansichten und Vorlieben haben alle lebenden Menschen eines gemeinsam: Sie sind am Leben. Das Projekt „Andere Dazhynki“ ist eine Fortsetzung eines früheren Kunstprojekts „Dazhynki“ („die letzte Ernte“), das im Herbst 2013 in der Kunstgalerie von Mikhail Savitsky ausgestellt wurde. Diese Ausstellung war hell, fröhlich und leicht. Kunstkritiker und Journalisten nannten es eine Utopie, womit ich nicht ganz einverstanden war, aber ich war bereit, das Thema weiterhin energiereich zu „kultivieren“….

… Aber kurz darauf veränderte sich die Welt und auf den gewöhnlichen Vorwurf an den Künstler: “Du entfernst dich zu weit vom wirklichen Leben!” – wollte ich antworten: “Vielmehr entfernen wir uns alle vom Tod.”

Und es stimmt – wir haben früher so gelebt, als würden wir niemals sterben. Wir sind nachlässig in Taten, Worten, Gedanken und glauben nicht, dass wir direkt oder indirekt nicht nur das Leben um uns herum, sondern auch den Tod, der uns umgibt, beeinflussen können. Wir haben uns an das Leben und an den Tod gewöhnt. Wir schätzen weder Leben noch Tod, weder unsere eigenen noch die der Fremden…

 

Englisch

Regardless of the views and preferences all living people have one thing in common — they are still alive.

The project “Another Dazhynki” is a continuation of a previous art-project “Dazhynki” (i.e. “”the final reaping”) which took place in autumn 2013 in the Art Gallery of Mikhail Savitsky. That exhibition was bright, cheerful and light. Art critics and journalists called it an utopia, and I could not fully agree with this statement, but was ready to continue energetically to “cultivate” the topic…

… But soon the world has changed, and a spread reproach to the artist: “You are getting too far away from real life!”, — I wanted to reply: “Rather, we are all getting too far from death.”
And it’s true — we used to live as if we will never die. We are careless in deeds, words, thoughts, and do not think that directly or indirectly may affect not only the life around us, but also the death that surrounds us — we got used to it: the life and the death. We appreciate neither life nor death. Neither our own nor the stranger’s …

 

1

Steinsalz
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×200 cm
2015

 

Rock Salt
tempera, acrylic on canvas
150х200 cm
2015

 

2

Schlosser der mechanischen Montagearbeiten
Leinwand, Tempera, Acryl
200×120 cm
2015

 

The Fitter
tempera, acrylic on canvas
200х120 cm
2015

 

3

Garn
Tempera, Acryl auf Leinwand
90×200 cm
2015

 

Threads
tempera, acrylic on canvas
90 x 200 cm
2015

 

4

Beeren
Tempera, Acryl auf Leinwand
90×200 cm
2015

 

Berries
tempera, acrylic on canvas
90 x 200 cm
2015

 

5

Geflüchtete
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×200 cm
2015

 

Runaway
tempera, acrylic on canvas
150х200 cm
2015

 

6

In einem Traum
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×200 cm
2015

 

Inside a Dream
tempera, acrylic on canvas
150х200 cm
2015

 

7

Ehrentafel
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×200 cm
2015

 

Hall of Fame
tempera, acrylic on canvas
150х200 cm
2015

 

8

Zu spät
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×200 cm
2015

 

Latercomers
tempera, acrylic on canvas
150х200 cm
2015

 

9

Unglückliche
Tempera, Acryl auf Leinwand
150×150 cm
2015

 

2 Miserable
tempera, acrylic on canvas
150×150 cm
2015

 

10

Für immer
Tempera, Acryl auf Leinwand
170×200 cm
2015

For Ever
tempera, acrylic on canvas
170×200 cm
2015

 

Biography

Janna Kapustnikava

Deutsch

Janna Kapustnikava absolvierte alles Mögliche um eine Malerin zu werden: von der Kinderkunstschule zur Kunstakademie. Es dauerte 12 Jahre um richtiges Malen und Zeichnen zu lernen. Seitdem vergingen Jahrzehnte des künstlerischen Schaffens, um vom Erlernten das Gegenteil zu tun.

Nach dem Abschluss der Akademie im Jahr 1994 gelang es Janna, einige Jahre mit dem legendären sowjetischen Ensemble «Pesnyari» unter der Leitung von Vladimir Mulyavin zusammenzuarbeiten. Zur gleichen Zeit arbeitete Sie als Chefmalerin in den Werkstätten des Oper- und Balletttheaters von Belarus, und als Malerin in Film und Fernsehen.

Die vielfältige Arbeit in diversen Bereichen, in der Theater- und Filmindustrie, gefiel ihr sehr, bereicherte und stärkte ihre Fähigkeiten und Ansichten. Allerdings wandte sich Janna um das Jahr 2010 ausschließlich der Malerei zu. Heutzutage bezeichnen die Journalisten Kapustnikava als die wichtigste Punk-Malerin von Belarus.

Das deutet darauf hin, dass all die frühen Jahre und Erfahrungen ihres beruflichen Lebens einen großen Einfluss auf die Malerei haben. Die Arbeit mit der Volkskunst prägte die angewandte Wirkung. Das Theater half ihr in der Praxis, die veralteten Klischees über den negativen Formalismus loszuwerden, und die Konventionalität vollständig zu legalisieren. Filme verliehen jeder Geschichte auf ihren Bildern etwas Dramaturgie (gemeint ist die agrarromantische Serie «Dazhynki»), sowie eine charakteristische Komposition, die an Filmszenen erinnert.

Seit 1994 nimmt Janna teil an diversen Ausstellungen weltweit. Man konnte ihre Werke in diversen Ländern Europas, Amerikas und Afrikas sehen, sowie in Japan und Neuseeland. Die wichtigsten Ausstellungen waren in Estland (Tallinn, Pärnu); Lettland (Riga); China (Peking, Shanghai, Guangzhou); Russland (St. Petersburg); Großbritannien (London); Schweiz (Zürich).

 

” Ich habe zwei Wertekriterien für jegliche Art Beurteilung – authentisch und scheinheilig. Die Konzepte bestehen aus einer Vielzahl von Einzelteilen, die auf Wunsch zerlegt werden können. In der Regel ist jedoch immer klar: Was ist authentisch und was nicht, wer ist authentisch und wer scheinheilig… In meiner Arbeit möchte ich in der ersten Linie authentisch sein und natürlich auch modern, zeitgemäß (ich möchte nicht überheblich klingen)”,

– Janna Kapustnikava über sich selbst.

 

Englisch

Janna Kapustnikava did everything possible to become a painter: from visiting the children’s art school to studying in the art academy. It took her 12 years to study the correct way of painting and drawing, and afterwards decades of work to realize, that it was better to do the opposite.

After graduating from the academy in 1994, Janna worked for several years with the legendary Soviet folk rock ensemble “Pesnyari” under the direction of Vladimir Mulyavin. At the same time, she worked as a chief painter in various projects of the Belarus Opera and Ballet Theatre, and as a painter in film and television productions.

She enjoyed working in those diverse fields, and it definitely enriched and strengthened her skills and extraordinary vision, however, around 2010 Janna turned exclusively to painting. Nowadays journalists call Kapustnikava the most important punk painter of Belarus.

Since 1994 Janna takes part in exhibitions all around the world. Her works could be seen in various countries of Europe, America and Africa, as well as in Japan and New Zealand. The most important exhibitions were in Estonia (Tallinn, Pärnu); Latvia (Riga); China (Beijing, Shanghai, Guangzhou); Russia (St. Petersburg); Great Britain (London); Switzerland (Zurich).

QUO VADIS

Deutsch

Der letzte Block der Ausstellung erzählt die 30-jährige Geschichte des unabhängigen Belarus. Die Fotografen Siarhei und Dmitri Brushko, Vater und Sohn, wurden jeder zu seiner Zeit Zeugen entscheidender Momente der belarusischen Geschichte – des Zusammenbruchs der UdSSR im Jahr 1991 und des Erwachens der Zivilgesellschaft im Jahr 2020.

Die Standhaftigkeit und die Bedeutung jedes noch so kleinen Schrittes wird in den abstrakten Arbeiten des Fotografen und Künstlers Valery Viadrenka neu überdacht. Seine unerwarteten, kontrastreichen Kompositionen drücken die Unausweichlichkeit der Wende aus.

“Magutny Bozha”, gesungen von Naka und Yulia Ruditskaya, ist ein Lied, das zu einer Hymne der Hoffnung und der Gebete für Belarus geworden ist.

Nun, an das Ende gelangt, stehen wir also vor der schwierigen Frage: “Was erwartet uns danach?”

English

The last block of the exhibition tells the 30-year history of independent Belarus. Photographers Siarhei and Dmitri Brushko, father and son, each in their own time witnessed decisive moments in Belarusian history – the collapse of the USSR in 1991 and the awakening of the civil society in 2020.

The steadfastness and significance of each step, no matter how small, is reconsidered in the abstract works of photographer and artist Valery Viadrenka. His unexpected, contrasting compositions express the inevitability of change.

“Magutny Bozha”, performed by Naka and Yulia Ruditskaya, is a song that has become an anthem of hope and prayers for Belarus.

So now, having reached the end, we are faced with the difficult question: “What awaits us afterwards?”

ANTIUTOPIE & WIDERSTAND

Deutsch

Kunst als politisches Werkzeug hilft, die Kluft zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu markieren. Alle zeitgenössischen Künstler, welche wir in diesem Block präsentieren, versuchen auf einer eigenen Art und Weise den entstandenen Bruch zu verarbeiten. Die Performance “Erbe” ist eine Geschichtensammlung diverser verbannter sowjetischer Künstler, deren unschätzbares Erbe in das unabhängige Belarus zurückgekehrt ist, und diesmal vom neuen Regime hinter die autoritären Gitter gebracht wurde. Der Kampf um die verfassungsmäßigen Rechte wird in dem Dokumentarfilm “Route Rebuild” von Maksim Shved fortgesetzt. Die Protagonisten des Films, die Taxifahrer, schaffen es am Vorabend der Wahlen im Gespräch mit den Fahrgästen, die Anzeichen der kommenden Wende zu erkennen, auch wenn diese noch sehr naiv und teilweise unbewusst angedeutet wird.

 

Hanna Murajdas digitale Verlosung “Geboren in Belarus” konfrontiert den Betrachter mit der vielschichtigen belarusischen Realität. Die Grafik von Raman Kaminski ist ein Tagebuch voller Skizzen, in welchen die Banalität des belarusischen Bösen zum Alltag geworden ist. Das visuelle und emotionale Erleben der Ereignisse von 2020 wird in der Sandanimation von Alexandra Konofalskaya und in dem Mediaprojekt “Animatoren für Belarus” ausgedrückt.

English

Art as a political tool helps to mark the gap between the past and the future. Having captured the shifts taking place in contemporary Belarusian society, each of the artists in this block conceptualises it in his or her own way. The performance “Heritage” is a compilation of stories of artists who were exiled by the Soviet authorities, and whose priceless heritage has returned to independent Belarus, and who have been put behind the bars of the new authoritarian regime again. The theme of struggle for constitutional rights is continued in the documentary film “Route Rebuild” by Maksim Shved. The protagonists of the film, taxi drivers, while talking to passengers, manage to capture the unconscious of people on the eve of elections, naive in its own way, but with a clear feeling of anticipating the split of reality.

 

Hanna Murajda’s interactive lottery “You were born in Belarus” confronts the viewer with the multifaceted Belarusian reality and questions the search for one’s identity. Raman Kaminski’s graphics are a diary of sketches, where the banality of the Belarusian evil has become an everyday occurrence. The visual and emotional experience of the 2020 events is expressed in the sand animation by Alexandra Konofalskaya and in the media project “Animators for Belarus”.

ABSURD

Deutsch

Die belarusische Gesellschaft durchläuft eine entscheidende Phase ihrer Formation. Doch wie soll man eine Zivilgesellschaft aufbauen, wenn die gesetzlichen und öffentlichen Instrumente nicht funktionieren? Die Kunst wird zum Weg der Konfrontation und setzt Akzente auf die Problempunkte und sucht dabei die Antworten auf die schwierigen Fragen der Gegenwart. Zwei Multimediaprojekte “Am Rande” und “Keine Worte” von Siarhei Hudzilin beleuchten das Leben des einfachen Menschen, seine Identität und die Suche nach sich selbst. Durch Betrachtung des Alltags wird das belarusische Dasein in seiner Unterwerfung unter die Zensur und die Gesetze zerlegt. Die Monotonie der mehrstöckigen Wohnblöcke in Vlad Shevelevs Fotoserie “Du bist besonders” lädt uns ein, in das Reich der unterschiedlichsten Muster einzutauchen. Die gleichförmigen Fenster füllen den ganzen Raum aus und rauben den Bewohnern jegliche Chance dem Systemelend zu entkommen.

English

Going through a crucial formative period, Belarusian society is being transformed. However, how to build a civil society when legal and social instruments do not work. Art becomes a way to confront and actualise problematic issues, answering the difficult questions it faces. The two multimedia projects “Along the Edge” and “No Words” by Siarhei Hudzilin look at the life of an ordinary man, his identity and search for himself from different angles. Everyday life becomes an important element for understanding what is going on, where there is no freedom of speech and everything is subject to the law from above. The monotonous repetitiveness of Vlad Shevelev’s photo series “You Are Special” immerses us into a sense of system, giving us a clear pattern of behaviour. The squares of windows completely fill the space, suppressing any attempt to escape from the net of the system.

 

 

UTOPIE

Deutsch

Die staatliche Propaganda in Belarus folgt der Ideologie der UdSSR und erzwingt neue Symbole, welche die Gesellschaft zunehmend von der traditionellen Kultur und Identität entfremden. Es bleibt kein Platz für Rede- und Handlungsfreiheit, alles unterliegt einem strengen Kontroll- und Unterdrückungssystem. Der Erntedankfest, einer der wichtigsten Feiertage, blüht buchstäblich in den Gemälden von Janna Kapustnikava auf. Visuell bilden sie eine andere, von der Ideologie verschonte Realität.

In seinem Projekt “Neues Olympia” untersucht Siarhei Hudzilin das Phänomen der Massensportveranstaltungen als wichtiges Element der staatlichen Propaganda. Das Projekt “Orthodoxe Wahlen” zeigt Wahlen als ein Element der politischen Religion, die nichts mit der Demokratie zu tun hat, sondern mit absolutem Glauben.

English

Repeating the experience of the USSR, the state propaganda of modern Belarus imposes new symbols, distancing the nation more and more from its traditional culture and identity. There is no place for freedom of speech and action, everything is subject to a strict system of control and suppression. One of the most important national holidays, Dazhynki, literally blossoms in the paintings of Janna Kapustnikava. Visually rendered as traditional carpets, the paintings represent a different reality hidden from the ideology.  Siarhei Hudzilin’s project “New Olympia” explores the phenomenon of mass sports events as an important element of state propaganda. The “Orthodox Elections” project shows elections as an element of a political religion that has nothing to do with democracy, just faith.

URBILD

Deutsch

Das kulturelle Urbild hat einen enormen Einfluss auf die Selbstbestimmung einer Nation. Die traditionellen Symbole und die rote, archetypische Farbe der belarusischen Kultur, werden zum Bindeglied zwischen den Generationen. Die Künstlerin Cemra reflektiert in ihrem Projekt “Spadchina” (“Erbe”) über den Stellenwert des kulturellen Erbes in der heutigen Belarus und über den Einfluss der alltäglichen Entscheidungen auf ihr kulturelles Umfeld.

 

Das Thema der archaischen Symbole und des Urbildes der belarusischen traditionellen Kultur setzt sich in der Arbeit von Yaugen Shcharbach “12 Apostel” fort.

 

Durch den Dokumentarfilm “Die Lieder des alten Europas” von Volya Dzemka bekommen wir einen besonderen, intimen Einblick in die Welt der Volkslieder, welche mit den Dörfern und ihren Bewohnern dahinschwindet.

English

A nation’s self-determination is impossible without reference to its cultural origins. Traditional symbols and the colour red, one of the archetypal colours of Belarusian culture, become a link and restore the lost memory between generations. The artist Cemra in her project “Spadchina” (“Heritage”) reflects on the place of cultural heritage in contemporary Belarus and how our everyday choices can influence the cultural environment.

 

The theme of archaic symbols and the origins of Belarusian traditional culture continues in the work “12 Apostles” by Yaugen Shcharbach.

 

Through the documentary film “The Songs of Old Europe” by Volya Dzemka we get a special, intimate insight into the world of folk songs, which is fading away with the villages and their inhabitants.