An den Minister für Kultur der Republik Belarus
An den Botschafter der Republik Belarus in Deutschland
An die Mitglieder der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Belarus
(Zur Kenntnis an die lebenden Ehrenmitglieder)
An die Leitung und die Mitglieder der Belarusischen Staatlichen Musikakademie
(Zur Kenntnis an die lebenden Ehrenmitglieder)
Sehr geehrte Damen und Herren, wir, die Mitglieder des Senats und die gesamte Verfasste Studierendenschaft der HMDK Stuttgart, sind bestürzt über die Festnahme und Inhaftierung unserer Absolventin, der belarusischen Staatsbürgerin Maria Kalesnikava. Maria Kalesnikava hat als Flötistin an unserem Hause studiert und zwei Studiengänge absolviert. Danach hat sie bis 2020 als Kulturschaffende, als Musikerin, Lehrerin und Kulturmanagerin weiterhin in Stuttgart gewirkt und ist mit ihren Projekten der HMDK verbunden geblieben.
In dieser gesamten Zeit war sie immer auch eine Botschafterin der belarusischen Kultur. Wer sie kennt, weiß, wie sehr sie sich ihrem Land und seinen Traditionen verpflichtet fühlt. Sie hat sich in ihrer Heimat für Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit, für eine freie und solidarische Gesellschaft auf der Basis demokratischer Wahlen eingesetzt. Sie hat dabei immer die Protestierenden zur Gewaltfreiheit aufgerufen und sich auf die in Belarus geltenden Gesetze berufen. Dafür wurde sie – wie viele andere friedlich demonstrierende Belarusinnen und Belarusen – gewaltsam entführt, inhaftiert, misshandelt und sogar mit dem Tode bedroht.
Wir protestieren gegen die Festnahme von Maria Kalesnikava und die Anklage gegen sie. Insbesondere protestieren wir aufs Schärfste gegen die Umstände der Festnahme, die Vorwürfe der Anklage und ganz besonders gegen die Haftbedingungen.
Wir protestieren auch gegen die gewalttätige und unmenschliche Art und Weise, wie die Verantwortlichen der Republik Belarus die eigene Bevölkerung unterdrücken, die Polizei, das Militär und die Geheimdienste gegen sie einsetzen und unschuldige Bürgerinnen und Bürger misshandeln, gefangen nehmen und sogar umbringen lassen.
Wir fordern Sie auf, sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Belarus, insbesondere der Rechte auf körperliche Unversehrtheit, der Meinungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit und des Rechts auf freie, gleiche und geheime Wahlen einzusetzen.
Wir fordern Sie mit allem Nachdruck auf, sich für die sofortige Freilassung Maria Kalesnikavas einzusetzen.
Für eine Antwort und einen Dialog in dieser Sache sind wir dankbar.
Stuttgart, den 4.2.2021
Die Senatorinnen und Senatoren und die Verfasste Studierendenschaft der HMDK Stuttgart
Das Protestschreiben im Original lesen